Planer haben gute Ideen für die Umgestaltung von fünf Straßen in Pankow vorgelegt. Doch eine Grundannahme wirkt unrealistisch. Von Peter Neumann
Sie wirken betörend attraktiv, die Vorschläge für die Umgestaltung von fünf Straßen in Pankow. Wo heute noch Autos parken, sollen Kinder spielen, Erwachsene in der Sonne sitzen und Fahrräder parken. Es sind radikale Antworten auf eine ebenso radikale Umnutzung, die im Zeichen der autogerechten Stadt auch Berlin in den vergangenen Jahrzehnten zum Negativen verändert hat.
Straßen sind wertvoller öffentlicher Raum, der allen gehört. Doch Tag für Tag werden große Teile privatisiert – von abgestellten Autos…
Was für eine nie existierende Romantik wird von Peter Neumann versucht, den Menschen schmackhaft zu machen? Warum sollen Kinder auf der Straße spielen, wenn unmittelbar neben den zur Umgestaltung vorgesehenen Straßen massenhaft Spielplätze sind? Die fehlen nicht an der Mühlenstraße, nicht an der Breite Straße, ebensowenig an der Wolfshagener Straße. In der Ossietzkystraße und der Kavalierstraße sollen Kinder spielen? Warum, gibt es mit dem Schlosspark dort sogar eine gigantische Anlage, sich auszutoben. Aber es ist bestimmt eine tolle Umgestaltungsidee, die Kinder in die Fahrräder auf der gerade nach vielen Jahren der Ankündigung endlich zur Fahrradstraße umgewidmeten Ossietzkystraße rennen zu lassen. Die Begeisterung ist vorprogrammiert. Wie erfrischend wäre es gewesen, die Flausen eines offenbar gelangweilten pensionierten Stadtplaners aus den Niederlanden zu hinterfragen. Völlig weltfremder Kommentar vom fernen Schreibtisch des Redakteurs einer Berliner Zeitung, die sich längst aus dem relevanten Diskurs Berlins verabschiedet hat.
Wer den Luxus genießen kann, Zentrumsnah zu wohnen und es nicht weit zu Arbeit, KiTa und anderen notwendigen Zielen hat, für den mag es sicher leicht sein, auf sein KFZ zu verzichten. Die Lebensrealität vieler Mitmenschen sieht nur leider anders aus.
Von daher sehe ich hier eine Tendenz der Abkehr von einem Extrem in ein anderes, zum wohle der letzten Mohikaner und neuen Eigenheimbewohnern.